Self Publishing - Erfahrungen

Seit vier Monaten bin ich nun als Selfpublisherin unterwegs, mit meinem Roman Zwischen den Bäumen funkelt das Licht. Dabei habe ich sehr viel gelernt - Zeit für eine Zwischenbilanz!

Den Entstehungsprozess eines Buches kannte ich ja schon von meinen Verlagsveröffentlichungen, doch jetzt musste ich alles selbst organisieren und managen. Wie ein Projekt mit einem Budget, Zeitplan und externen Dienstleisterinnen oder in Eigenregie. Davon möchte ich euch heute erzählen und etwas weiter ausholen. Wenn euch nur einzelne Schritte interessieren, scrollt einfach nach unten und orientiert euch an den Zwischenüberschriften.

 

Die wichtigsten Schritte beim Selfpublishing: ein Überblick

  • Lektorat
  • Titelfindung
  • Buchsatz
  • Korrektorat
  • Coverdesign
  • E-book-Konvertierung
  • Druckdaten erstellen
  • Einstellen in die Selfpublishing-Plattformen wie Amazon oder Tolino Media
  • Marketing ...

 

Lektorat und Titelfindung: intensive Arbeit am Text

Nachdem ich mir Feedback geholt und die beste mir mögliche Fassung des Romans geschaffen hatte, beauftragte ich eine Lektorin - Barbara Lösel von Wortvergnügen. Sie arbeitete den Text durch mit Blick auf Logikfehler, Spannungsbogen, Figurencharakterisierung, Dialoge, Stil und vieles mehr. Wie üblich, bekam ich ein Dokument zurück, in dem ich alle Änderungsvorschläge und Kommentare nachvollziehen und bearbeiten konnte. Manches übernahm ich direkt, für anderes fand ich neue, eigene Lösungen.

Die Zusammenarbeit war mir wirklich ein Vergnügen! Frau Lösel hat mich ermutigt und meinem Buch den letzten Schliff gegeben.

Wir diskutierten auch den Klappentext und mögliche Titel. Ich muss sagen, der Titel kostete mich einiges an Kopfzerbrechen. Eine frühere Version lautete zum Beispiel Alles, was verschwunden war ... Ich befragte befreundete Autorinnen und einen KI-Bot, Frau Lösel und meine Träume ... und dann, ich weiß nicht wie, flog mir der aktuelle Titel zu! Ich war sehr erleichtert - auch darüber, dass noch kein anderes Buch diesen Titel trug. Es war wie eine Erleuchtung: Zwischen den Bäumen funkelt das Licht!

 

Buchsatz und Korrektorat: alles easy

Anschließend checkte Marion Voigt von Folio Lektorat gründlich die Grammatik, Rechtschreibung und Zeichensetzung. Ihre Sorgfalt gab mir noch mehr Sicherheit über die Qualität des Buches. Es ist nicht unbedingt notwendig, Korrektorat und Lektorat getrennt zu vergeben, doch es wird sehr empfohlen - einfach weil die Lektorin nach der intensiven Arbeit am Text möglicherweise auch nicht mehr alle Fehler sieht.

Und, was für mich neu war: Frau Voigt bekam von mir den fertig gesetzten Text und konnte so auch gleich Satzfehler korrigieren. Sie lobte mich für meinen Buchsatz, den ich mit Word gemacht hatte. Viele sagen ja, dass man dazu unbedingt ein professionelles Satzprogramm verwenden sollte. Doch mit den Möglichkeiten von Word lässt sich durchaus ein schönes, wenn auch schlichtes Drucklayout für einen Roman erzielen.

 

Die Sache mit dem Cover: setzt Löwinnenkräfte frei

Das Äußere meines Buches sollte zuallererst ein Gefühl für den Inhalt des Buches vermitteln - und zugleich marktgerecht und professionell sein. Deshalb beauftragte ich ein erfahrenes Designbüro. Meine Ansprechperson gab sich Mühe, meine Vorlieben und den Spirit des Buches aus mir heraus zu kitzeln. Bestimmt war der Entwurf auch professionell - doch nach jedem meiner Feedbacks schien das Motiv sich weiter von meiner Geschichte zu entfernen! Wenn ich mir vorstellte, mein Buch mit dieser Verpackung auf einer Lesung oder Messe zu präsentieren, spürte ich ein düsteres Gefühl in meinem Bauch statt prickelnder Vorfreude. Ich war ratlos: Was sollte ich jetzt noch tun oder sagen, um einen Coverentwurf zu bekommen, der mich begeistert?

Und dann erwachte eine Kraft in mir: So muss sich eine Löwenmutter fühlen, die ihr Junges verteidigt. Ich brach den Auftrag ab, bat um die Rechnung - und stand, was das Cover betraf, wieder ganz am Anfang. Das Budget war aufgebraucht, die Zeit drängte ... doch irgendetwas hatte der Fehlversuch in mir in Gang gesetzt. Also tat ich, was ich eigentlich nie hatte tun wollen: Ich öffnete das Onlinetool canva.com und machte mich selbst an den Entwurf. Zunächst nur, um über's Wochenende eine greifbarere Vorstellung von dem gewünschten Cover zu bekommen, mit der ich dann an neue Designbüros herantreten konnte ... Als gelernte Bauzeichnerin bringe ich ja ein gewisses grafisches Grundverständnis mit, wenn auch aus einem völlig anderen Bereich :-)

Ich holte Feedbacks ein, überarbeitete und tüftelte. Und als die neue Woche anbrach, war ich schon viel zu weit gekommen, um die Sache jetzt noch aus der Hand zu geben ... Und siehe da, nun hatte ich auch noch das Cover selbst geschaffen. Es repräsentiert meine Geschichte perfekt!

 

Druckdaten: ein bisschen Technik

Dann bereitete ich die Druckdateien vor. Den Buchblock, also den Innenteil des Buches, und den Umschlag. Bei meinem Dienstleister Tolino Media gibt es dazu genaue Vorgaben, deren Umsetzung jedoch ohne Profi-Werkzeuge eine ziemliche Herausforderung ist. Doch ich mag meinen Computer und "fuchse" mich dann einfach so lange hinein, bis ich die Lösung habe. Wofür gibt es schließlich Foren, Hilfetexte, Tutorials und freie Software? Als ich es geschafft hatte, alles hochzuladen, ließ ich mir ein Probeexemplar drucken - und voilá, das Ergebnis war, wie ich es mir vorgestellt hatte.

 

Zwei Plattformen für das E-book - und noch mehr Technik

Die Basis für das E-book ist die für den Druck aufbereitete Worddatei, also die Endfassung des Buches. Für die Umwandlung in ein E-book müssen viele Formatierungen wieder entfernt werden, zum Beispiel die Seitenzahlen und manuelle Silbentrennungen. Außerdem ist es gar nicht so leicht, eine fehlerfreie Ebook-Datei für Amazon und Tolino Media zu erzeugen. Aber ich habe einen Weg gefunden; die Liebesbeziehung zwischen mir und meinem Rechner wurde wieder auf eine harte Probe gestellt, ist aber letztlich daran gewachsen. Weitere Details erspare ich euch :-)

So stehen Technik und Kreativität ständig in Wechselwirkung, um meinen Text, mein Buch auf und in die Welt zu bringen. Ohne befreundete Autorinnen, Freundinnen, Dienstleistende und auch Leserinnen wäre all das nicht möglich - sie gaben und geben Ermutigung, Feedback und handfesten Input.

 

Klappentext, Produktbeschreibung, Marketing ... und ein Buchtrailer

Manche Autorinnen lieben es, Klappentexte zu schreiben. Andere finden es unfassbar schwierig. Zur zweiten Kategorie gehöre ich :-) Ja, ich hatte einen Entwurf geschrieben. An dem dann die Lektorin, die Korrektorin und zum Schluss wieder ich herumfeilten. Nun gibt es eine Endfassung. Oder mehrere... Als Verkaufstext für das Buch ist er ein wichtiger Teil des Marketings. Und Marketing ist nun der Bereich, in dem ich - wie viele angehende Self Publisherinnen - wenig Erfahrung hatte. Zur Unterstützung engagierte ich die Buchmarketing-Agentur Medialike. Sie öffnete mir nochmal die Augen dafür, dass der Klappentext nicht das gleiche sein muss wie die so genannte Produktbeschreibung bei Amazon. Stattdessen führte die Agentur eine Keywordrecherche durch und richtete den Produkttext gezielt auf die gefundenen Keywords aus. Dahinter steckt die Überlegung: Wonach würden Leserinnen suchen, die sich für Geschichten wie "Zwischen den Bäumen funkelt das Licht" interessieren? Die Keywords helfen, mein Buch sichtbarer zu machen.

Die so genannten A+ Inhalte bei Amazon erstellte ich dann wieder selbst: kleine Textschnipsel aus dem Buch nebst einem passenden Foto. Diese erscheinen dann unterhalb der Produktbeschreibung.

Was noch? Ach ja: Quasi als Übungsstück erstellte ich einen Buchtrailer. Dafür musste ich die vorhandenen Buchbeschreibungstexte noch mehr auf Kern-Aussagen reduzieren und geeignetes Bild- bzw. Videomaterial dafür finden - und am Ende auch noch Rechte für ein Musikstück kaufen, das ich darüberlegen konnte. Das war absolut erschwinglich für mich und ich bin super zufrieden mit der Musik, einem ruhigen Klavierstück. Doch auch das musste ich erst mal rausfinden, welche seriösen Anbieter es gibt, um die Musikrechte kaufen zu können und nicht irgendwelche Urheberrechtsprobleme fürchten zu müssen. Ich habe mich für Audiohub entschieden, eine dem Impressum nach zu urteilen deutsche Firma. Man kann die Musikstücke nach Stimmung, Genre, Themen und einigem mehr filtern. So fällt es leicht, etwas Passendes zu finden; die meisten Stücke werden auch noch in mehreren Versionen angeboten.

Es war eine Tüftelei, aber einfacher als das Cover. Das Ergebnis kann sich sehen lassen, finde ich! Ihr findet es hier unter Bücher oder direkt bei Youtube.

 

Fazit nach vier Monaten Self Publishing

Ich könnte jetzt hier noch so einige Geschichten erzählen über das Auf und Ab des Bücherschreibens und -veröffentlichens, über Pannen und technische Probleme, Reichweiten und Sichtbarkeit, die Kuriositäten vor allem beim Onlinemarketing. Fest steht: Ein Buch zu schreiben und zu veröffentlichen ist viel Arbeit. Damit verbunden ist auch innere Arbeit, um das Wesen des eigenen Buches immer besser zu verstehen und auch nach außen transportieren zu können - so ist das jedenfalls bei mir. Sei es beim Feilen am Text, den Vorgaben für das Cover, dem Klappentext oder kurzen, knackigen Sätzen für Social Media Postings und andere Marketingtexte, oder beim Zusammenstellen des Buchtrailers. Manches würde ich inzwischen vielleicht anders machen, anderes genau so. Noch offen ist, ob ich beim nächsten Mal wieder ein Cover selbst erstelle - oder wie ich es hinbekomme, eine Vorstellung davon zu entwickeln und auch so zu transportieren, dass ein Designervorschlag mich begeistern kann.

Zum Glück haben mir inzwischen auch eine Reihe Leserinnen Rezensionen bei den Onlinebuchhändlern hinterlassen und spiegeln mir die Wirkung meines Buches (und des Covers!). Die aller-allermeisten Rückmeldungen sind positiv. Und das bedeutet mir sehr viel - dass mein Buch doch eine Anzahl von Menschen zu berühren vermag!

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