Donaukiesel

Aus dem Schwarzwald bin ich gekommen, Muscheln an meiner Seite. Viele, viele.  Aneinandergeschiebe, gedrängelt. Langsam. Ich schliff meinen Rücken an meinen Mitreisenden. Auch meinen Kopf, meinen Bauch. Ruhte mich aus. Eine Hälfte von mir lebendig. Grün, verwachsen, glitschig weich. Die andere sauber und scharf wie die Mondsichel über mir. Es schleudert mich gegen andere, kalte Funken leuchten auf. Gewaltige Stämme treiben über uns hinweg. Breit, so breit der Strom. Er formt den Boden, fräst sich durch Wälder, Granit und das Eis. Wieder komme ich zu liegen: an einem Ufer, wo zottige Tiere grasen. Ich bin eingeflochten in den Lauf der Zeit. Menschen erscheinen. Da draußen, auf dem Trockenen, da sitzt einer auf einem Stein und schreibt. Ich bin Zeuge. Die Vögel hoch droben schauen zu mir herunter. Zwischen mir und dem Nachbarn versteckt sich ein Wurm. Die langen, glänzenden Muscheln verschwinden. Neue Tiere tauchen auf, eckig und gelb und laut. Das Ufer schreit auf, die Pappeln rascheln empört. Der Fluss ist meine Wohnung. Komme ich jetzt unter die Erde?