Genau vier Jahre ist es her, dass ich für gut einen Monat nach Winterthur reiste, um dort ein Leben als Schriftstellerin auszuprobieren - als Untermieterin in der damaligen WG meiner Freundin und Schreibkollegin Edith Truninger. Es war eine Zeit nur für mich und mein Schreiben - wie ein Künstlerstipendium, das ich mir selbst gewährte. Die kleine Stadt zwischen den sieben Hügeln war mir sofort sympathisch mit ihrer lebhaften bunten Innenstadt und dem verträumten Ortsteil Veltheim, einem ehemals selbständigen Winzerdorf. Mehr als einmal wanderte ich durch die Weinberge und manchmal sah ich in der Ferne auch "echte" Schweizer Berge. Unvergessen das Frühstück mit Edith, bei dem wir unser erstes Schreibseminar entwickelten und ich ein Appenzeller Weizen genoss, was Edith sofort als bayerisches Element an mir identifizierte. Und das Schweizerische? Da war vor allem diese Sprache, die sich mir - selten verständlich - ins Ohr schmiegte, sich meist aber lustig entzog; außerdem meine Spaziergänge, die Einkäufe in der Migros und eine Tee-Verkostung (nachzulesen hier auf meinem alten Blog). Und natürlich das Schreiben: An Ediths Esstisch vollendete ich meinen Roman. Zurück blieben ein ungemein befriedigendes Gefühl und das bis heute unvermarktete Manuskript. Doch ich erinnere mich noch genau daran, wie gut es mir gelang, meinen Tag zu strukturieren: Mehrere Stunden schreiben, rausgehen und Kopf, Herz und Notizbuch mit neuen Eindrücken füllen, Texte überarbeiten und mit meiner Schriftstellerkollegin neue Projekte entwickeln - aus all dem ließ sich ein abwechslungsreicher Arbeitsurlaub gestalten. Vollzeitschriftstellerin bin ich seither nicht geworden - doch ich weiß, dass ich es könnte.