Gestern im Literaturbrettl in Regensburg: Ein Abend mit Gangaamaa Purevdorj. Klug und warmherzig erzählt die Kulturwissenschaftlerin von ihrer Heimat am Berg Saikhan. Von Jurten und Pferden, von tapferen Reitern und den Müttern, die als morgens als erstes den Ofen in der Jurte erwecken. Gangaamaa ist eine wunderbare Botschafterin ihrer Heimat. Nicht nur hat sie einen Dokumentarfilm aus der Mongolei mitgebracht: Wo ich geboren bin - Einzig allein die Heimat der wiehernden Pferde. Sie schreibt auch in deutscher (!) Sprache über die Mongolei - und sie singt Volklieder aus ihrer Heimat. Ihre Stimme findet den Weg mitten ins Herz, erzeugt Fernweh und, wie meine Begleiterin sagt, die Sehnsucht nach dem einfachen Leben, die in uns allen schlummert.
Doch "einfach" ist es sicher nicht, dieses Leben der Nomaden - jedenfalls nicht in dem Sinne, dass es nicht anstrengend wäre: Pferde wollen zugeritten, Ziegen und Schafe gemolken und versorgt, die Milch verarbeitet und das Feuer in der Jurte am Brennen gehalten werden. Die Jurte, ein weißes geschnürtes All. Geborgene Behausung der ganzen Familie, Schutz vor strengen Wintern, Stürmen und sengender Sonne.
Einfachheit, das heißt: Tun, was zu tun ist, in gleichmäßigem Rhythmus. Tiere zähmen und respektieren. In Gemeinschaft leben und arbeiten, ein jeder an seinem Platz.
Unter dem weiten Himmel geborgen sein. Lieder mit dreiunddreißig Strophen singen. Sich an vergorener Milch berauschen. Aufeinander angewiesen sein.
Doch da ist auch der Wunsch nach (Aus)bildung für die Kinder, teuer und schwer zu erreichen. Manche gehen tatsächlich weg und studieren. Ziehen weiter. Kehren heim? Ab Juni jedenfalls lädt Gangaamaa zu Kulturreisen in ihre Heimat ein, zu erloschenen Vulkanen, alten Städten, Flüssen und Klöstern. Und vielleicht auch zum Dungsammeln, Melken, Malen und Erzählen.